Berühmte Gartenhäuser: Das haben Goethe, Prinz William, Snoop Dogg und Robbie Williams gemeinsam
Wussten Sie, dass sich die Künstlervereinigung „Der Blaue Reiter“ in einer Gartenlaube gegründet hat, Goethe die Muse in seinem Gartenhaus küsste und Arnold Schwarzenegger sogar seinen Sohn im Gartenpavillon zeugte? Die Geschichte der Gartenhäuser ist alles andere als langweilig und unsere geliebten Geräteschuppen und Pavillons haben sich von Adels Rückzugsort zum Liebling jedes Gartenbesitzers entwickelt. Kein Wunder also, dass Snoop Dogg seine größten Hits im Gartenhaus schrieb und sich Herzogin Kate nichts sehnlicher als einen eigenen Gartenpavillon wünscht. Aber lesen Sie selbst, was das Gartenhaus so besonders macht.
Goethes Gartenhaus
«Übermütig siehts nicht aus,
Dieses kleine Gartenhaus;
Allen, die sich drin genährt,
Ward ein guter Mut beschert.»[1]
„Mein Gartenhaus, das hat vier Ecken“ – und ist 100 Quadratmeter groß. Im 18.Jahrhundert kamen Gartenhäuser in Mode, aber nicht kleine Geräteschuppen, sondern richtige Anwesen auf deren Quadratmeterzahl ein jeder Großstadtbewohner neidisch wäre. Sie standen vorzugsweise fernab des Haupthauses auf den Grundstücken des gemeinen Landadels oder, wie moderne Ferienhäuser, auf extra Grund im idyllischen Wald. Man begab sich in sein Gartendomizil, um dem stressigen Alltagsleben zu entfliehen und sich der Gartenarbeit zu widmen.
Das berühmteste Gartenhaus dieser Zeit gehörte keinem geringerem als Johann Wolfgang von Goethe. 1776 kaufte der Dichter und Schriftsteller den Garten auf der Horne, inmitten des Parks an der Ilm in Weimar, samt zweistöckigem Garten-Haus, das sich in einem desolaten Zustand befand. Mit viel Herzblut renovierte Goethe das Gartenhaus und schrieb hier auch eine Vielzahl seiner Werke wie „Egmont“, „Jägers Abendlied“ oder „Iphigenie auf Tauris“. Bis 1782 war das Haus im Park sein Hauptwohnsitz, bis es für seinen wachsenden Hausstand zu klein wurde und Johann Wolfgang in die Stadt ziehen musste. Doch das Gartenhaus blieb bis zu seinem Lebensende Goethes favorisierter Aufenthaltsort. Wer die berühmte Gartenlaube besichtigen will, kann das auch heute noch, denn Goethes Gartenhaus wurde zum Museum umgestaltet. (Quelle)
Schillers Gartenhaus und Gartenzinne
Da Gartenhäuser im 18.Jahrhundert en vogue waren, blieb es natürlich nicht bei einem berühmten Lyriker, der sich am liebsten im Garten-Domizil aufhielt. Auch Schiller verbrachte von 1797 bis 1799 die Sommer in einem Häuschen in der Natur.
Zu dieser Zeit lag Schillers Gartenhaus vor den Toren der Stadt Jena, umgeben von Wald und Wiese. Die idyllische Lage inspirierte den Lyriker und Dramatiker dazu, einige wichtige Werke zu schreiben, unter anderem Maria Stuart und Wallenstein. Auch tauschte er sich mit einer Vielzahl an bekannten Gästen, wie Caroline von Humboldt und – nicht verwunderlich – Goethe, dem Gartenhaus-Freund, über sein Schaffen aus. Noch interessanter als das weitläufige Gartenhaus ist jedoch ein Türmchen im Garten des Grundstücks, das von Goethe den Namen „Schillers Gartenzinne“ erhielt.
Ausgestattet war der Turm mit einem kleinen Bad im Untergeschoß und einem Arbeitszimmer in der ersten Etage. Schillers Gartenhaus verfügte somit über ein eigenes kleines Gartenhaus, in dem der Dichter am liebsten seine Zeit verbrachte. 1802 verkaufte Schiller sein Gartenhaus. Heute gehört es der Johann Friedrich Schiller-Universität und kann als Museum besichtigt werden. Auf die Idylle und Ruhe müssen Besucher jedoch verzichten, denn das Gartenhaus liegt mittlerweile im Zentrum Jenas. (Quelle)
Wagner, Paul Klee und Der Blaue Reiter
36 ist nicht nur die Ordnungszahl für das Element Krypton im Periodensystem oder die Anzahl der Götter, die laut den Maori die Welt erschlafften (Quelle), sondern auch die Nummer eines Gartenhauses im schönen München. Nachdem Schwabing 1890 einer Eingemeindung durch München unterzogen wurde, etablierte es sich schnell zum Lieblingsviertel der Bohème und der künstlerischen Avantgarde. In der Ainmillerstraße stand das Gartenhaus 36, in dem von 1908 bis 1914 Wassily Kandinsky und Gabriele Münter in wilder Ehe zusammenlebten. Damit aber nicht genug, denn das Bürgertum galt es noch mehr aufzurütteln. So kam es, dass das eher unscheinbare Gartenhaus zum Treffpunkt der Künstler-Elite um Kandinsky und Franz Marc wurde (Quelle)
Die Idee zur Künstlervereinigung „Der Blaue Reiter“ kam den Malern ebenfalls in einem Gartenhaus, nämlich in der Gartenlaube in Sindelsdorf in Oberbayern – ganz bieder am Kaffeetisch. (Quelle)
Kandinsky und Marc sind jedoch nicht die einzigen Künstler des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, die ihre Inspiration in Gartenhäusern fanden. Paul Klee lebte nicht nur zweitweise im Gartenhaus in der Ainmillerstraße und in der Nähe von Goethes Gartenhaus (Quelle: Bernd Wurlitzer, Kerstin Sucher: Weimar und Umgebung, 236), sondern gab auch einem seiner Gemälde 1919 den Titel „Gartenhäuser“.
George Bernard Shaws „writing hut“
Auch der Dramatiker George Bernard Shaw wurde vor allem in einem Gartenhaus kreativ, das er auf sein Grundstück im Hertfordshire Village of Ayot St Lawrence baute. Das Haupthaus, eine herrschaftliche Villa, gefiel ihm wenig und so zog er sich ab 1906 vor allem in seine „writing hut“ (Schreib-Hütte) zurück, die nicht selten mit einem Geräteschuppen verwechselt wurde. Im Inneren befanden sich jedoch keine Hacken und Schaufeln, sondern damalige neumodische Technik: eine Schreibmaschine, ein elektrischer Heizofen und ein Telefon. Außerdem war das Gartenhaus auf einem Stahlpfosten gebaut und ließ sich durch Anschubsen bewegen, mit dem Ziel so viel Sonne wie möglich einzufangen. (Quelle)
Die Moderne: von Snoop Dogg bis zu den Royals
Gartenhäuser wurden in der Vergangenheit als Zufluchtsort für gestresste Stadtmenschen und als Quelle für Inspiration genutzt. Daran hat sich bis heute wenig geändert, jedoch sind herkömmliche Gartenhäuser um einiges kleiner als die Wohnsitze der Goethes und Schillers vor einigen hundert Jahren. Vorzugsweise stehen die Gartenlauben auch wirklich im Garten und werden entweder zum Verweilen oder zur Aufbewahrung von Gartenutensilien und Co. genutzt – oder zum Schreiben von Hits und Zocken von Videospielen, so verhält es sich nämlich, wenn der Gartenhausinhaber Snoop Dogg heißt.
Snoop Doggs Gartenhäuschen
Snoop Dogg liebt sein Gartenhaus. Einige der größten Hits des Künstlers, der nun unter dem Namen Snoop Lion auftritt, sind laut eigener Aussage in seinem Gartenhäuschen entstanden. Doch 2008 wurde Snoops Hütte dann versteigert und zwar über Ebay zugunsten seiner Wohltätigkeitsorganisation „Youth Football League“. Das Dogghaus ist für Snoop voll schöner Erinnerungen. So soll er rund 1000 Leute im Videospiel „Madden“ geschlagen haben, es wurden sich Footballspiele angeschaut und der eine oder andere Hit entstand auch in der Gartenlaube. (Quelle) Deshalb wollte Snoop auch nicht ganz auf ein Gartenhaus verzichten, das alte Modell sollte nur einem neuen Gartenpavillon weichen. Wir hätten da auch schon einige Ideen, wobei das Mantra Klotzen statt Kleckern lautet, denn Snoop soll es ja auch gemütlich in seiner „Hundehütte“ haben:
Geri Halliwell und Robbie Williams: Musik im Gartenhaus
Snopp Dogg ist nicht der einzige Künstler, dessen Hits im Gartenhaus entstanden sind: Die britischen Popstars Geri Halliwell und Robbie Williams schwören auch auf das Gartenhaus als Hit-Manufaktur. Das Ex-Spice Girl Halliwell besuchte 2013 die Songwriterin Amy Wadge in Wales, um an neuen Songs zu schreiben. Wadge, die auch schon mit Ed Sheeran gearbeitet hat, schreibt ihre Songs aber nicht irgendwo, sondern in ihrem „Magic Shed“ (dem magischen Gartenhaus). Laut Halliwell sorgte die Gartenlaube dafür, dass einige ihrer besten Songs entstanden.
Robbie Williams setzt beim Thema Musik auch auf Gartenhäuser. Der Sänger lehnt es ab, in tristen Aufnahmestudios zu üben und lädt seine Band lieber in seine Gartenlaube im englischen Bezirk Compton Bassett ein. Vor dem Gartenhaus befindet sich eine Tischtennisplatte, auf der zwischen den Proben eine Runde gespielt wird. Da macht das Musizieren dann noch mehr Spaß. (Quelle) Bei dem Gartenhaus soll es sich um ein praktisches Modell aus Metall handeln. Wir können uns Herrn Williams samt Band jedenfalls gut in einem grünen Häuschen vorstellen, natürlich schallisoliert:
Andy Dick: Mein Leben im Gartenhaus
Ebenfalls ein prominenter Gartenhaus-Fan: der leicht verrückte Komiker Andy Dick. Passend zu seiner exzentrischen Natur und einer Vergangenheit voller Skandale, wohnt der 48-jährige Schauspieler auch ziemlich ungewöhnlich, nämlich in einem Gartenhaus. Der Grund: Das Haupthaus in Topanga Canyon wird von seiner Ex-Frau und seinen drei Kindern bewohnt und im Trailer auf dem Grundstück haust seine Ex-Freundin, es blieb also kein Platz für Herrn Dick. Eine Lösung musste her und Andy stellte sich ein kleines Gartenhaus auf das Grundstück. (Quelle)
So unscheinbar, wie der Schuppen von außen aussieht, so luxuriös ist er drinnen eingerichtet. Rund 5000 Dollar sollen Bett, Kunstwerke und Flatscreen-TV gekostet haben, dafür gibt es jedoch kein Badezimmer. Aber Andy scheint sein Gartenhaus-Domizil trotzdem zu lieben. Licht scheint jedoch im Dickischen Gartenhause eher Mangelware zu sein, wir empfehlen deshalb dieses Modell als neuen Gartenhaus-Anbau:
Arnold Schwarzeneggers Gartenhaus-Baby
Dass es der Governator faustdick hinter den Ohren hat, wissen wir spätestens seit der Enthüllung um seinen unehelichen Sohn, den er vor 17 Jahren mit einer Hausangestellten zeugte. Jedoch bewies Schwarzenegger bei der Auswahl des Orts für das verhängnisvolle Schäferstündchen Geschmack, denn laut seiner offiziellen Biografie soll der Sohn im Gartenhaus entstanden sein. Wir stellen uns ein Modell mit rustikalem Charme vor, dessen ländlich-österreichisches Dekor den Arni wahrscheinlich richtig in Wallung gebracht hat:
[1] Gesamtausgabe der Werke und Schriften in zweiundzwanzig Bänden: Poetische Werke von Johann Wolfgang von Goethe, 570.
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