Regenwasser nutzen für Haus und Garten: Wie’s einfach geht und was es bringt
Fast die Hälfte Ihrer Trinkwasserkosten könnten Sie sparen, wenn Sie stattdessen Regenwasser nutzen würden. Erfahren Sie, wie Sie mit Regenwasser Ihr WC spülen, Ihre Wäsche waschen, Haus und Auto putzen und den Garten bewässern können.
So viel Trinkwasser verbrauchen Sie täglich
125 Liter Trinkwasser verbraucht jeder Deutsche pro Tag. Laut der Wasserstatistik des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) entfallen davon unter anderem 36 Prozent aufs Baden, Duschen und die Körperpflege, 27 Prozent auf die WC-Spülung, 12 Prozent aufs Wäschewaschen, 6 Prozent aufs Geschirrspülen, 6 Prozent auf Raumreinigung, Autopflege und Garten sowie 4 Prozent auf Essen und Trinken.
Das zahlen Sie an Kosten für Trinkwasser und Abwasser
Aufwendig aufbereitetes Trinkwasser, wie Sie es im Haushalt aus dem Zapfhahn fließen lassen, kostet Geld. Zum einen ist für die Bereitstellung eine Grundgebühr in Abhängigkeit von der Zählergröße zu zahlen, zum anderen hat das verbrauchte Trinkwasser seinen Preis. Beides, Gebühr und Wasserpreis (Mengenpreis), ergeben Ihre Wasserkosten – und die variieren regional und/oder von Versorger zu Versorger.
In Hamburg beispielsweise liegt der allgemeine Wasserpreis ab Januar 2021 bei 1,92 Euro pro Kubikmeter. Ein Kubikmeter Wasser entspricht 1.000 Litern. Zum Vergleich: Damit können Sie zum Beispiel 20 Mal duschen, 400 Mal Ihre Hände waschen oder 5.000 Gläser Wasser á 0,2 Liter trinken.
Und weil die Wasserversorger Ihnen Ihr benutztes und verschmutztes Brauchwasser auch wieder abnehmen, werden zudem noch Abwasserkosten fällig. Die liegen in etwa gleichauf mit den Wasserkosten, sodass Sie in Hamburg für einen Kubikmeter Trinkwasser inklusive Schmutzwasserentsorgung 4 Euro zahlen. Das heißt, ein Liter Wasser in Trinkwasserqualität kostet Hamburger Verbraucher weniger als einen halben Cent.
Rechnet man das mal hoch, bräuchte eine vierköpfige Hamburger Familie 4 mal 125 Liter Wasser pro Tag, also 500 Liter beziehungsweise einen halben Kubikmeter. Aufs Jahr gerechnet käme die Familie damit auf einen Wasserverbrauch von 365 mal 500 Litern, also 182.500 Litern beziehungsweise rund 183 Kubikmetern, und auf eine Wasserrechnung von 732 Euro im Jahr (183 Kubikmeter mal 4 Euro).
Mit Regenwasser Kosten sparen und die Umwelt schonen
In unserem Magazinbeitrag «Regenwasser sammeln und nutzen: Tipps & Tricks» haben wir Sie bereits ausführlich darüber aufgeklärt, warum es sich lohnt, Regenwasser zu sammeln. Wobei wir in dem Beitrag den Fokus auf die Regenwassernutzung für Garten und Vorgarten gelegt haben. Sie können aber auch im Haus einen Teil Ihres Brauchwassers damit ersetzen und sparen so Wassergeld. Zugleich verringert sich auch die Niederschlagsgebühr, denn Sie leiten weniger Regenwasser in den Abwasserkanal.
Während Sie zum Regenwasser nutzen im Garten klassische Regentonnen aufstellen können, läuft Ihnen das Regenwasser dank spezieller Anlagentechnik buchstäblich von selbst ins Haus:
Regenwasser nutzen für Haus und Garten – ein Überblick über die Möglichkeiten
Im Haus verbrauchen Sie den eingangs genannten Verbrauchsanteilen zufolge fürs Spülen der Toilette mit am meisten Wasser. Hier ließe sich demnach entsprechend viel Wassergeld sparen, wenn Sie künftig mit Regenwasser spülen würden. Auch Ihre Wäsche könnten Sie mit Regenwasser waschen. Als Putzwasser für Haushalt und Auto ist Regenwasser ebenfalls geeignet. Und als Gießwasser im Garten sowieso.
Rechnen wir die Anteile zusammen, könnten Sie theoretisch bis zu 45 Prozent Ihres derzeitigen Brauchwassers (Trinkwassers) mit Regenwasser ersetzen und würden die entsprechenden Kosten an Trinkwasser sparen. Für unsere Hamburger Beispielfamilie läge die Ersparnis bei rund 165 Euro im Jahr – das wäre ganz ordentlich!
So kommt das Regenwasser ins WC, in die Waschmaschine und in den Putzeimer
Damit bei Ihnen künftig Regenwasser ins WC strömt, wenn Sie nach Ihren Geschäften spülen, muss dieses zunächst ordentlich gesammelt, gefiltert, gespeichert und verteilt werden.
Das bringt Ihnen eine Anlage zum Regenwasser nutzen
Das geht mit einer genormten Anlage zur Regenwassernutzung. Laut DIN 1989-1 besteht eine solche nach Stand der Technik aus
- Sammelleitungen mit Filter und Speicher beziehungsweise Überlauf,
- Leitungen zu den Zapfstellen/Verbrauchsstellen (WC, Waschmaschine, Wasserhähne)
- sowie der Pumpentechnik mit automatischer Trinkwasser-Nachspeisung.
Die Anlage zur Regenwassernutzung muss passgenau auf Ihren Bedarf zugeschnitten sein. Insbesondere auf einen stimmig dimensionierten Regenwasserspeicher (auch Regenwassertank genannt) kommt es an. Der Bedarf ergibt sich aus Faktoren wie
- die Haushaltsgröße (Zahl der Personen im Haushalt),
- die regensammelnde Dachfläche,
- die Zahl der Regenwasserverbraucher (WC, Waschmaschine, Gartengröße).
Zum Beispiel käme ein 2-Personenhaushalt mit einer Dachfläche von 50 Quadratmetern (m2), Toilette, Waschmaschine und einem 50 m2 großen Garten mit einem etwa 3.500 Liter fassenden Tank gut hin. Ein doppelt großer Haushalt mit doppelter Dachfläche und vierfacher Gartenfläche bräuchte dagegen eher einen Tank mit etwa 6.000 Litern Fassungsvermögen.
Unser Tipp: Der Regenwassertank sollte kühl und dunkel stehen und selbst lichtundurchlässig sein. Bewährt haben sich unterirdische Tanks (Erdtanks), da sie keine wertvolle Stellfläche im Haus oder auf dem Grundstück besetzen.
Das Regenwasser wird auf den Ihnen zur Verfügung stehenden Dachflächen gesammelt. Vom Dach fließt es in die Regenrinne und von dort ins Fallrohr, das über einen Filter direkt zum Regenwassertank führt. Der Filter hält dachtypischen Schmutz zurück, zum Beispiel Staub, Sand, Pollen, Laub und auch Vogelkot. Ein sogenannter Zulaufberuhiger verhindert Aufwirbelungen beim Wassereinlauf. Dank dessen setzen sich die Schwebstoffe wie gewünscht am Tankboden ab. So bleibt das biologische Gleichgewicht im Wasser erhalten (die Wasserchemie kippt nicht).
Aus dem Tank kommt das Wasser mithilfe einer Pumpe bei Bedarf so: Eine schwimmende Saugleitung saugt das Regenwasser direkt unter dem Wasserspiegel ab. So geraten keine Schwebstoffe vom Tankboden in das WC-Spül-, Wasch- oder Putzwasser.
Der Betrieb der Regenwassernutzungsanlage unterscheidet sich je nach Anlagentyp: Bei Standard-Anlagen geht die zugehörige Pumpe im Erdtank mithilfe einer Schaltautomatik an und aus, wenn zum WC-Spülen Regenwasser benötigt wird.
Mangelt es einmal an Regenwasser (zum Beispiel wegen anhaltend trockener Witterung), öffnet ein Schwimmschalter das Magnetventil der zentralen Trinkwasserversorgung automatisch, sodass Trinkwasser über den laut DIN 1988 «freien Auslauf» in den Erdtank gelangt. Bei ausreichendem Füllstand schließt der Schwimmschalter das Magnetventil wieder automatisch.
Bei alternativen Anlagentypen realisieren Sie die Trinkwassernachspeisung bei anhaltender Trockenheit, in dem Sie das entsprechende Drei-Wege-Ventil auf Trinkwasserbetrieb manuelle umschalten. Vollautomatisierte Regenwassernutzungsanlagen machen auch das automatisch.
Wohin mit dem Überschuss beim Regenwasser nutzen?
Einem Regenwassermangel steht natürlich auch mal ein Regenwasserüberschuss gegenüber. Weil das Einleiten von Regenwasser in die Kanalisation gebührenpflichtig ist, ist es sinnvoll, überschüssiges Regenwasser auf Ihrem Grundstück versickern lassen. Dazu benötigen Sie allerdings eine entsprechend dimensionierte Sickermulde. Es besteht auch die Möglichkeit, das Sickerwasser zu verwenden. Allerdings würde die Erläuterung, wie das geht, den Rahmen dieses Beitrags sprengen. Daher kümmern wir uns ein andermal darum, versprochen.
Unser Tipp: Gibt es keine lokalen Vorgaben für die Größe der Sickermulden, richten Sie sich bei deren Anlage am besten nach dem Arbeitsblatt 138 der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. Oder Sie fragen beim Hersteller Ihres Tanks danach.
Rechtliche Voraussetzungen für die Regenwassernutzung in Haus und Garten
Damit Sie auch von Amts wegen Regenwasser für Haus und Garten nutzen dürfen, müssen Sie sich vom geltenden Benutzungszwang (Anschluss) zur Trinkwasserversorgung offiziell befreien lassen. Zudem ist die geplante Regenwassernutzung meldepflichtig – nicht zuletzt, um nicht unnötige Gebühren zu zahlen. Das heißt, Sie müssen die Regenwassernutzung beim zuständigen Wasserversorger und zuständigen Gesundheitsamt anzeigen (melden) und sich offiziell genehmigen lassen.
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2 Kommentare zu “Regenwasser nutzen für Haus und Garten: Wie’s einfach geht und was es bringt”
Hallo Wenn ich Wäsche mit Regenwasser wasche und dieses Abwasser im öffentlichen Kanal entsorge, fallen dann Abwassergebühren an ?
Mfg Anne Reinke
Liebe Frau Reinke,
ob für das genutzte Regenwasser Abwassergebühren erhoben werden, hängt von der Satzung Ihrer Gemeinde ab. Die Gemeinde hat das Recht die Abwassergebühr aus genutztem Regenwasser einzufordern, einige Gemeinden verzichten aber auf die Abwassergebühr. Daher empfehlen wir Ihnen, sich bei Ihrer Gemeinde über mögliche Abwassergebühren zu informieren.
Herzliche Grüße
Ihre GartenHaus GmbH